Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung
An dieses Zitat aus dem kleinen Prinzen erinnert mich der Name des Projekts „Blickwechsel – Flucht und Migration“. Einmal die andere Seite geschildert bekommen, einmal mit den Augen eines Geflüchteten unterwegs zu sein – diese Möglichkeit bekamen die Ethikschüler der 6.Klassen durch den Referenten Okba Kerdiea. Er floh im Jahr 2015 aus Syrien und lebt und arbeitet seitdem in Deutschland. Er arbeitet unter anderem für das Programm „Bildung trifft Entwicklung“ und war bereits zweimal an unserer Schule, um seine Geschichte zu erzählen, die stellvertretend für viele Geflüchtete steht.
Zu Beginn aber lockerte er die Atmosphäre mit einem Begrüßungsspiel auf und schon waren die Kinder bereit, auch etwas über sich preiszugeben, als es beim nächsten Spiel hieß: „Über die Grenze gehen“. Hier fragte er zunächst nach Essgewohnheiten und Hobbies, später aber auch, wer eine oder zwei andere Sprachen spricht oder Verwandte im Ausland hat. Bei der Frage, wer eine geflüchtete Person kennt, gingen fast alle Schüler über die Grenze, da unsere ukrainischen Schüler beim Projekt anwesend waren und somit jeder wieder jemanden kennt, der mit Flucht zu tun hat.
Der zweite Teil des Projekt war sehr informativ, da das Weltbevölkerungsspiel darstellte, wie Reichtum und Armut auf den Kontinenten verteilt sind und auf welchen Kontinenten die meisten Flüchtlinge sind. Die große Erkenntnis war hierbei, dass v.a. in Afrika und Asien Mensch auf der Flucht sind und davon nur ein ganz kleiner Prozentsatz nach Europa kommt. Die meisten Menschen fliehen nämlich zuerst einmal in ein benachbartes Land, da insgesamt der Wunsch besteht, wieder ins Heimatland zurückzukehren.
Den Abschluss bildete nach einigen technischen Herausforderungen ein Telefonat mit Okbas Schwester, die mit den Eltern noch in Syrien lebt und sich sogar am Tag nach dem aktuellen schweren Erdbeben die Zeit nahm, um mit ihrem Bruder und unseren Schülern zu telefonieren und über die Situation in Syrien zu sprechen.
Insgesamt war es ein sehr lehrreiches, abwechslungsreiches Projekt, das der Referent auf unterhaltsame Weise nahe brachte.
Vielen Dank auch an den Förderverein unserer Schule, der durch eine finanzielle Zuwendung das Projekt für die Schüler kostenfrei halten konnte.
Kathrin Staltmeier