Auch in diesem Jahr hatten die sechsten Klassen der staatlichen Heinrich Campendonk Realschule in Penzberg wieder die Möglichkeit, die Steinzeit durch echte Zeugnisse mit allen Sinnen zu erfahren. Die Schüler und Schülerinnen stellten dabei allerlei Fragen, durften jahrtausendalte Fundstücke anfassen, erproben und testen, ob sich altes Leder mit einem uralten Feuerstein durchschneiden lässt. Aber die wichtigste Frage war: Gelingt es Herrn Bischler an diesem Vormittag, Feuer wie die Steinzeitmenschen zu machen?
Die Schüler und Schülerinnen lauschten aufmerksam den spannenden Geschichten des Archäologen. Er erzählte beispielsweise, dass er sogar mal einen Kelten ausgrub, welcher fast zwei Meter groß und somit sogar größer als er selbst war. Der Beweis dafür, dass es auch schon damals größere Menschen gab.
Als Herr Bischler von seinem Toilettenfund aus dem Mittelalter in einem Moor berichtete, mussten die 6. Klässler nicht nur lachen, sie kamen auch aus dem Staunen nicht mehr heraus, da im nassen und kalten Moor alles (!) erhalten bleibt, also auch der Kot. Mit Handschuhen, die bis zu den Schultern reichten, konnten die einzelnen Schichten unter einem Mikroskop untersucht und somit herausgefunden werden, dass die Menschen damals wohl einige Erdbeeren, Kirschen und Äpfel gegessen haben mussten, da die Körner, Kerne und Schalen unter dem Mikroskop zu erkennen waren.
Auf die Frage, was denn Herr Bischlers wertvollster Fund war, berichtete der Archäologe von seiner Ausgrabung eines Friedhofs aus der Bronzezeit. Insgesamt 50 Archäologen gruben dort 300 Gräber, Skelette, Töpfe mit Essensresten und verschiedene Werkzeuge aus. Und in jedem Grab befand sich auch echtes Gold in Form von beispielsweise einem Dolch oder Schmuck- der Beweis dafür, dass die Menschen an das Jenseits glaubten. Heute liegen diese Fundstücke mit einem geschätzten Wert von ca. 100 000 Euro in einem Museum in Rumänien.
Das Besondere für die SchülerInnen war, dass sie alte Steine und andere alte Gegenstände aus der Steinzeit anfassen durften. Herr Bischler zeigte zum Beispiel ein Kupferbeil. Einige Meldungen waren sofort zu sehen, weil die Frage aufkam, ob dies das echte Kupferbeil sei, welches damals neben Ötzi gefunden wurde. Das Original befindet sich jedoch im Ötzi Museum in Bozen, das von Herrn Bischler ist ein Replik (Abguss). Aber auch Geweihstangen, mit denen man in der Steinzeit Steine bearbeiten konnte und verschiedene original steinzeitliche Werkzeuge wie z.B. eine Pfeilspitze (so wie sie Ötzi in seiner Schulter stecken hatte), eine Lanzenspitze oder einen 80 000 Jahre alten Faustkeil durften von den Klassen ertastet werden.
Dass die Kinder echtes Leder mit einem uralten, aber sehr scharfen Feuerstein schneiden durften, war für sie ein Highlight, das sie so schnell nicht mehr vergessen werden.
Zum Abschluss des Steinzeittages stieg die Spannung nochmals an, da das versprochene Feuermachen noch bevorstand.
Der Archäologe erklärte, dass man dafür nur drei Dinge brauche: Einen Feuerstein, Katzengold (auch Pyrit genannt) und etwas abgeriebenen, getrockneten Baumpilz von einer abgestorbenen Buche. Das Erstaunen und die Begeisterung in den Augen der Kinder waren deutlich zu sehen, als sie erkannten, dass man auch ohne Feuerzeug, nur aus „Naturprodukten“, innerhalb von drei Minuten Feuer machen kann! Herr Bischler erzählte, dass er jedoch beim ersten Mal, als er versuchte Feuer zu machen, ganze acht Stunden dafür benötigte.
Mit viel Applaus und der Erkenntnis, dass Geschichte nicht nur Lernen aus Büchern ist, wurde Herr Bischler entlassen.
Die Heinrich Campendonk Realschule und insbesondere die Fachschaft Geschichte bedanken sich sehr herzlich beim Archäologen Bernhard Bischler, der uns diese lebhafte Begegnung mit der Geschichte ermöglicht.
von Nicole Vogl